Die Sache mit der Hoffnung

  • Hallo miteinander,
    ich möchte hier mal das Thema Hoffnung ansprechen. Mir fällt auf, dass sich alle hier im Forum immer gegenseitig Mut zusprechen und sagen, verlier jetzt bloß die Hoffnung nicht.
    Ich habe letztens ein Interview mit einer Krebspatientin gemacht, der es nicht gut ging. Und auf meine Frage, was im Alltag am schlimmsten sei, hat sie geantwortet: "dass mir immer alle Leute Hoffnung machen wollen". Sie fand es extrem anstrengend und hatte immer das Gefühl, sich zusammenreißen zu müssen. Auch vor ihrer Familie, vor Freunden, vor der Ärztin. Alle wollten, dass sie die Hoffnung beibehält. Sie meinte so ungefähr: "Ich hatte gute und schlechte Phasen, aber jetzt merke ich, dass es zu Ende geht. Ich möchte nicht gezwungen sein, voller Hoffnung auf eine Besserung zu sterben".
    Mich hat das sehr nachdenklich gemacht. Das wollte ich hier einfach mal in den Diskussionsring werfen.
    Machts gut,
    Pressefrau

  • Hallo Pressefrau


    Die Hoffnung stirbt zuletzt .... und wenn jemand wirklich und wahrhaftig nicht mehr will, dann ist auch das zu respektieren. Wenn man diesen Menschen liebt, das weisst Du vermutlich auch, dann ist dies extrem schwierig.
    Krebs und dranglauben, dass man ihn besiegen kann ist eben auch was wichtiges. Wenn wir ihn bezwingen wollen, bleibt uns nichts andres übrig ....
    Wovon: Krebs als Krankheit ist selbstverständlich nochmals etwas sehr spezielles. Na ja, man könnte Romane schreiben darüber. Auf jeden Fall versuche ich allen, die überleben wollen ihnen Mut zu machen. Aber auch: wenn irgendwie möglich zu respektieren, wenn jemand sein Leben los lassen will. Wenn diese Person merkt, dass man dies respektiert, ist auch ihr geholfen. Vielleicht vermisste dies Deine Bekannte.
    Und .... solange man nicht direkt betroffen ist, hat man selbstverständlich gut reden.


    Ich war kürzlich bei einer Person, die unheilbar krank ist. Wir kennen uns schon lange.und statt über Gesundheit und Krankheit (er weiss, dass ich APM-Therapeut bin) haben wir über ein sehr schönes Werk ziemlich lang gesprochen, das in seiner Wohnung an einer Wand hängt. Will sagen, Hoffnung verbreiten ist auf jeden Fall wichtig. Hinhören, was die andere Person will, selbstverständlich auch.
    Vielleicht komme ich schon deswegen immer wieder auf die Idee, wenn meine Marianne mal gehen müsste und ich noch leben würde ... dann würde ich auch am liebsten gehen, aber das ist noch ein ganz anderes Fach.
    Sei gegrüsst
    Urs

  • Hallo zusammen!


    Ich betreue sehr viele krebskranke Menschen und ein Großteil davon klammert sich an die Hoffnung wieder gesundwerden zu können!!! Einige davon an den letzten Strohhalm, der sich ihnen bietet. Diese Hoffnung geben zu können sehe ich als meine Aufgabe, um diese Leute in ihrem schweren Schicksal zu unterstützen!!! Natürlich muß man auch respektieren, wenn jemand dies nicht wünscht!!! Darum gilt es gerade hier seine feinfühligen Antennen auszufahren um auf den jeweiligen Menschen eingehen zu können!!!

    =)Traude


    Zitat

    Nimm Dein Schicksal endlich selbst in die Hand!!!

  • Sicher, Spontanheilungen kommen vor. Aber realistischerweise kommen eben sehr viel mehr Todesfälle im Endstadium schwerer Krebserkrankungen vor als Spontanheilungen. Gerade dieses "Hoffnung gibt es immer" will ich nicht immer verbreiten. Wenn der Krankheitsverlauf so eindeutig in Richtung Tod geht, mit Knochenmetastatasen und verstümmelnden Operationen, wenn der Patient selbst sagt "ich habe gekämpft, aber jetzt ist es vorbei" - dann ist es aus meiner Sicht ehrlicher zu sagen: ja, vielleicht ist es bald vorbei. Aber heute lebst du noch. Gibt es heute etwas, was ich für dich tun kann? Die Patientin, an die ich denke, wollte zum Beispiel gerne darüber mit ihrer Enkeltochter darüber sprechen, dass die Oma vielleicht stirbt. Und das konnte sie nicht, so lange alle der Überzeugung waren, sie muss sich nur ein bisschen zusammenreißen, dann kommt die Hoffnung schon wieder und damit die Überlebenschancen.

  • Hallo Pressefrau
    Kann schon sein, dass wir einwenig zur Hawlik-Fans mutiert haben. Macht aber auch nichts. Offen bleiben, auch das ist ja nicht so leicht, wahrscheinlich eine stetige Aufgabe. So wie Du die Oma beschreibst, die sterben will, da glaube ich findest Du 98% Zustimmung. Sooo weit von Deiner Darstellung wegen sterben lassen sind wir nicht von Dir entfernt. Wir sind "für Hoffnung geben" und auch nicht "gegen sterben lassen". Stimmt das so für Dich ?
    Allen schönes Wochenende
    Urs

  • Ja Urs, das stimmt so für mich.
    Und wer immer deine Marianne sein mag: Ich hoffe, du kannst die Zeit mit ihr genießen.