Aikido

  • Hallo zusammen!
    Falls hier Leute ebenso wie ich Joggen und Fitness-Studios hassen, und nach einer anderen Bewegungsart suchen:
    Ich habe ca. 2 Jahre lang Aikido gemacht. Eine Kampfkunst, die in ausgeprägtem Maße den ganzen Körper harmonisiert. Frauen, Jugendliche, Männer - alle können zusammen üben, da es bei dieser reinen Verteidigungskunst keine Rolle spielt, wie groß oder stark jemand ist. Angriffe sind mit dieser Technik nicht möglich, alles beruht darauf, die Energie eines Aggressors aufzunehmen und gegen ihn zurückzuleiten. Die Übungsabläufe trainieren den gesamten Körper und regen die Meridiane an - und man geht völlig fit, mit einem prickelnden Gefühl aus dem Training. Von Erschöpfung keine Spur. Ausserdem ein "Sport", für den man niemals zu alt wird...Ich habe auf einer Vorführung 90jährige Japaner gesehen, die putzmunter und problemlos kräftige junge Männer auf die Matte geschickt haben. Wettbewerbe/Turniere werden strikt abgelehnt, da sie nicht zur Philosophie des Aikido passen - deshalb wird man ausserhalb der Dojos nicht viel davon sehen...Auch "schmückt" sich niemand mit seiner Gürtelfarbe: im Training sind nur die Meister an ihrer Kleidung zu erkennen. Alle anderen trainieren kunterbund durcheinander: altersgemischt, geschlechtsgemischt, ranggemischt. Ausserdem ist man auf der ganzen Welt in jedem Dojo als Gast zum Training willkommen, man kann also selbst im Urlaub oder sonst auf Reisen sein Training machen, falls ein Dojo in der Nähe ist.
    Ich bin begeistert davon, und bin sobald finanziell möglich, auf jeden Fall wieder dabei....
    LG bela


    PS: Der Zweig, der sich um Steven Seagal rankt ist eine spezielle Variante und entspricht nicht dem "klassischen" Aikido...

  • Steven Seagal betreibt so was wie "Combat Aikodo", zumindest gibt es diesen Begriff und "Sportart".
    Das ist für mich wie "glühendes Eis" oder "fettes Sklett", eine Verwestlichung von asiatischer Tradition, damit es unserer aggressiven Natur entgegenkommt. Im Film sieht das Ganze dann ja auch spektakulär aus und ist durchaus unterhaltsam, im Vergleich mit anderen "hau und tret mich" Filmen.
    Aber mit dem Geist des Aikido hat das garnix zu tun.
    Die chinesische Variante wäre das Tai Chi. In beiden Systemen kommen eine Vielzahl identischer Techniken vor, was den nahen Verwandtschaftsgrad unterstreicht. Bei Aikido liegt mehr die Selbstverteidigung und Körperertüchtigung im Vordergrund, beim Tai Chi die Kultivierung des Chi. Das heisst allerdings nicht, dass man via Aikido nicht das Chi kultivieren könnte, im Gegenteil. Selbst bei den harten asiatischen Stilen ist dies ein elementares Ziel.
    Eines ist allen gemeinsam: stetes Üben ist unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg. Die Chinesen haben die schöne Angewohnheit, komplizierte Dinge einfach in entsprechenden Bildern zu erklären. So auch die Notwendigkeit für Ausdauer und dem daraus resultierenden Erfolg. Dies ist also die Geschichte von der Nadelschleiferin und dem jungen Kaiser:


    Vor langer Zeit wurde der junge Kaiser Hü zur Ausbildung von Geist und Körper in ein Kloster in den Bergen geschickt. Die Ausbildung war hart und er war schon lange fort von zu Hause. So wurde er von Heimweh geplagt und er beschloss, sich auf die Reise nach Hause zu machen. Als er den Berg herabstieg, kam er auf halben Wege an einen Brunnen, an dem eine alte Frau saß, mit einer großen Eisenstange in der linken und Schmirgelpapier in der rechten Hand. Verwundert fragte der Kaiser, was sie da betreibe und die alte Frau antwortete freundlich, dass sie eine Nadel schleife. Der Kaiser war überrascht und wunderte sich, wie das denn möglich sei, bei der riesigen Stange und dem kleinen Schleifpapier... Da antwortete die Frau: "Mit Ausdauer und Hingabe und der richtigen Einstellung ist alles möglich". Das leuchtete dem Kaiser ein. Er brach seine Heimreise ab und kehrte ins Kloster auf dem Berg zurück.
    Die alte Frau aber verwandelte sich in eine schöne rosa Wolke und schwebte fort.

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