Meine lieben und treuen Forumsfreundinnen ... liebe Petra, Corinna, Elvira, Silke, Tuberkulinum ...
DANKE für Eure tröstenden & mitfühlenden Worte!
Heidi hat bis zum Schluß einen verzweifelten Kampf mit SICH SELBST geführt und trotzdem war ihr Leidensweg nicht umsonst. Ich hoffe und glaube, daß alle Betroffenen bzw. Menschen, welche eben in irgendeiner Form von Heidi gewußt haben, ihre ganz persönliche Lehre daraus ziehen können ... nämlich: schon zu Lebzeiten vor allem SICH SELBST GUTES ZU TUN & GUT AUF SICH ZU SCHAUEN (und dann wird automatisch auch anderen Menschen, Tieren, "unserer" Welt ... Gutes getan)!
Ich habe mit Heidi vor zwei Wochen (am 14. Juli) eine letzte gemeinsame Reise gemacht ... ich habe sie im Krankenwagen vom AKH auf die Palliativ-Station ins KH Scheibbs begleitet, wo sie ihren Eltern und Geschwistern viel näher sein konnte ... seit Ferienbeginn war ja Heidi wieder stationär auf der Onkologie in Wien.
Die erste Woche im AKH ist es ihr zwar auch schlecht gegangen, aber sie hat mich noch erkannt ... und dann ist sie am 7. Juli erblindet, das Sprachzentrum wurde gelähmt, sie hat nur mehr stammeln können (monoton "Ja, ja, ja & nein, nein, nein ..." ), sie konnte sich auch nicht mehr bewegen, nicht einmal mehr den Kopf drehen ... sie wurde gefüttert, gewaschen, versorgt wie ein Kleinkind ... sie hatte ihren Körper jeden Tag ein Stückchen mehr hergegeben und sie hat "gewußt", daß sie diesen Körper verlassen muß, um erlöst und glücklich zu werden/sein ... wir haben all die Monate davor immer wieder über den "Tod" und das "DANACH" gesprochen, uns unsere Sorgen, Befürchtungen und Ängste in unserer größten Verzweiflung erzählt, aber auch unsere Hoffnungen ... daß wir uns irgendwo und irgenwann in einer anderen Welt wieder begegnen und uns durch vertraute Verbundenheit auch wiedererkennen werden, daß es da "drüben", "oben" oder wo auch immer einfach schön und friedlich ist ... keine Schmerzen mehr, kein Leiden, einfach nur glücklich sein und, daß DER TOD, von der Menschheit aus Angst meist gefürchtet und abgelehnt, gnädig sein kann und eben DER Wegbegleiter in diese andere wunderschöne Welt ist ... ER umarmt einem sanft & tröstend und zeigt einem den wunderschönen Weg, den KEIN Lebender mitgehen kann ... DER TOD lindert für den Gehenden den Abschiedsschmerz von den "Lebenden" und Zurückgebliebenen, ist stiller, aber liebevoller "Reisebegleiter" ... nicht ER ist grausam sondern all das Leiden, die unsagbaren Schmerzen und der unvorstellbare Kummer davor ... ABER NUR im GRÖSSTEN Schmerz oder im höchsten Glück können wir "erkennen" und fühlen, WAS DAS WICHTIGSTE für Jeden von uns in diesem Leben ist ...
Am 8. Juli hat sie nur mehr mit ihrem linken gelähmten(!) Arm und mit Weinen & Lachen auf Fragen/Gespräche reagieren können... es war ein für mich furchtbares und qualvolles Sterben und ich hoffe so sehr, daß Heidi´s seelische Schmerzen nicht zu groß waren & ich nicht noch einmal so eine intensive und leidvolle Erfahrung mit einem anderen Menschen machen muß!!!
Heidi war so verzweifelt und doch konnte ich ihr bei diesem Leidensweg nicht helfen... ich war zwar immer wieder für sie da, um ihr vorzulesen, sie zu streicheln, ihr Essen & Trinken zu geben ... aber auch mir ist immer wieder schmerzlich bewußt geworden, daß nur SIE ALLEINE diesen Weg gehen kann/muß/soll, um endlich frei zu sein ... ich habe - noch Sonntagabend - diesen Tag der Erlösung herbeigesehnt und trotzdem so sehr gefürchtet, weil ich nicht gewußt habe, wie der Schmerz dann wirklich sein wird, den ich da aushalten soll/muß/darf/kann ...
Vor einer Woche habe ich sie das letzte Mal besucht, ich bin an ihrem Bett gesessen und sie hat sehr stark emotional mit Stammeln und Handbewegungen reagiert, obwohl es sie sehr viel Kraft gekostet haben muß, weil sie diese Funktionen schon einige Zeit davor eingestellt hat (gemeinsam mit ihrem Bruder Alois habe ich dann sozusagen Nachtwache bei ihr gehalten). Ich habe ihr wieder aus einem meiner Bücher vorgelesen - "DAS TOR ZUM VOLLKOMMENEN GLÜCK" > Sutras und Mantras; einer der letzten Sätze war: "NICHT ICH BIN IN DER WELT SONDERN DIE GANZE WELT IST IN MIR" & "NICHT ICH BIN IM UNIVERSUM SONDERN DAS GANZE UNIVERSUM IST IN MIR" und mein letzter gelesener Satz für Heidi war: "STELL DIR VOR, DU WÄRST EIN ENGEL MIT FLÜGELN ..." und mit einem letzten "Baba, mein Schatz, wir werden uns wiedersehen irgendwo & irgendwann ..." hab ich ihr einen Kuß auf die Stirn gedrückt, sie noch ein letztes Mal gestreichelt und dann bin ich gegangen ... und in dem Moment habe ich mich auch entschieden, sie nicht mehr zu besuchen, solange sie noch lebt ... diese Schmerzen des Abschiedes wollte ich mir nicht noch einmal antun.
Und jetzt sitze ich da, weine um diese wunderbare Freundschaft, aber auch aus tiefer Dankbarkeit, daß Heidi nun endlich IHRE Erlösung gefunden hat und ich mit ihr und durch sie so viele bewegende und berührend schöne Momente erleben durfte... Heidi hat sich entschieden, in den anderen Raum zu gehen und das ist richtig und gut so ... weil: endlich hat sie wirklich "gut" auf SICH SELBST geschaut und DAS "freut" und tröstet mich sehr!
MORGEN IST DAS BEGRÄBNIS VON HEIDI... HEUTE FAHRE ICH BEREITS RAUS (=100 km) ZUR NACHTWACHE, WERDE BEI MEINER MAMA ÜBERNACHTEN UND MICH MORGEN VON HEIDIS IRDISCHER HÜLLE VERABSCHIEDEN ...
Ich danke Euch allen!
Brit