Hirntumor Glioblastom

  • Hallo alle zusammen!


    Jetzt ist es bereits ein viertel Jahr her, daß mein lieber Mann gestorben ist und für mich sind immer noch so viele Fragen betreffend der Krankheit offen. Ab und zu durchforste ich noch das Forum und es stimmt nicht traurig, daß ich mich nicht – wie früher – mit Hoffnung und Zuversicht durch das Forum lese und schreibe, sondern mit dem Gefühl des Verlusts. Vielleicht könnt ihr mir ein paar Antworten geben? Daß mein Mann gestorben ist, ist schrecklich. Daß dafür eine solch schlimme Krankheit verantwortlich war, ist ebenso schrecklich. Daß diese Krankheit anscheinend doch die Geisel der Menschheit ist (zumindest scheint es so für mich) ist einfach nur schlimm. Ich dachte tatsächlich, wenn man die Krankheit annimmt, wenn man sie als Chance sieht, wenn man daran arbeitet und sich nicht allein in die Hände der Ärzte legt, wenn man so vielschichtig an sich und mit der Krankheit arbeitet, wie die Krankheit selbst ist – dann schafft man es. Ich glaube, daß genau hat mein Mann getan – und hat es nicht geschafft. Vielleicht war es Schicksal? Vielleicht war es vorbestimmt, daß er früh stirbt? Aber was ist Schicksal. Warum stirbt einer an einer Krankheit, ein andere an einem Unfall oder gar – Mord? Warum wird einer uralt und schläft einfach ein? Ist das wirklich Schicksal? Mein lieber Mann hat seine Krankheit angenommen, hat sie als Chance gesehen, etwas zu ändern, sich zu ändern, sein Leben zu ändern. Hat er das nicht ausreichend vollzogen? Warum ist die Krankheit nach fast eineinhalb Jahren erst (das muß man doch so sagen bei einem Glio IV, oder?) wiedergekommen? Und warum ist sie nicht einfach so wiedergekommen, wie es üblich ist? Nämlich „einfach“ an der alten Stelle nachzuwachsen? Warum hat sie sich im Kleinhirn fortgesetzt und auch noch mehrere Herde im Hirn gebildet so daß man anscheinend wirklich total machtlos war? Ein Jahr lang sah es so aus, als würde er es schaffen. Das größte Warum für mich ist: Was hat wohl das Jahr 2007 über so gut gewirkt, daß mein Mann wirklich leben konnte wie ein Gesunder? Und warum hat das plötzlich nicht mehr gewirkt – gar nicht mehr. Wir haben die Pilzeinnahme weitergeführt, ebenso wie viele andere Dinge, die ich bereits aufgelistet hatte. Warum wirkten die plötzlich nicht mehr – und vorher anscheinend doch? Ich kann es einfach nicht verstehen. Wir haben wirklich viel versucht, sicher nicht alles und sicherlich wäre ein bisschen mehr Energiearbeit gut für Rolf gewesen. Hätte er es dann vielleicht geschafft? Vielleicht könnte ihr mir helfen ...


    Traurige Grüße aus Tuttlingen,
    Nadja

  • Hallo Honigliebe


    ich habe mit mir gekämpft, ob ich Dir einige Worte schreiben soll, weil selber weiß daß es teilweise sehr hohl klingt wenn man versucht Erklärungen zu geben.
    Ich bin davon überzeugt, daß wir irgendwann einmal die Erklärung über das Warum von Jemanden erhalten werden, aber frage mich nicht von wem. Wir verstehen es nicht und es gibt auch niemanden der uns jetzt erklären kann warum , wieso, weshalb. Es gibt so viele Wege Geschehnisse als Schicksal zu deuten........
    Ich habe mir in den letzten Jahren auch immer wieder die Fragen gestellt, nachdem über alles geliebte Menschen aus meinem Leben gegangen sind, und bis heute noch keine entsprechende Antwort erhalten habe.
    Die Krankheit die Deinen lieben Mann heimgesucht hat ist das Bösartigste was es gibt. Meine Schwester ist bislang 3 x operiert worden, keiner weiß warum der Krebs immer wieder kommt.
    Es ist leichter gesagt als getan, ich weiß, aber grübele nicht ununterbrochen, damit schadest Du Dir nur selber und das ist etwas was Dein Mann bestimmt nicht gewollt hätte.
    Es tut auch heute noch sehr weh und sie fehlen mir Alle.
    Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit.


    Meine Gedanken sind bei Dir

  • Liebe Nadja,


    ich weiß nicht ob es überhaupt jemanden gibt, der Dir diese Fragen auch nur annähernd für Dich ausreichend und befriedigend beantworten kann.
    Ich bezweifle es leider, denn wo soll man denn ansetzen?


    Wieso gibt es überhaupt diese Krankheiten? Egal nun welchen Namen sie haben, aber alle Erkrankungen, die uns geliebte Menschen rauben und uns somit ein Stück Fleisch rausreißen sind doch im Grunde brutal und unerklärlich!


    Natürlich sucht man nach Erklärungen und grübelt, wie - wieso- was wenn - hätte man nicht- und so weiter. Das ist der verzweifelte Versuch diesen unerklärlichen Schmerz in sich aufteilen zu können, ihn Stück für Stück zu verarbeiten und ein Stück nach dem anderen dann auch "ablegen" zu können.


    Der Mensch ist nicht so einfach gestrickt, sich mit solch einem Schicksal einfach zufrieden zu geben, weil wir LIEBEN können.
    Aber wir lieben nicht EINFACH, so wie z.B. ein tierischer Freund uns liebt, sondern wir lieben kompliziert. Wir geben einen Teil von uns dem anderen und bekommen von ihm einen Teil von sich und weil wir kompliziert lieben, trauern wir auch kompliziert und sind nicht in der Lage nur zu akzeptieren.


    Leider ist das so, jedenfalls meiner Meinung nach. Aber aus dieser ganzen Kompliziertheit und Liebe entsteht eben auch sowas, wie unsere Hoffnung und unser Glauben durch / an diese Hoffnung und manchmal bringt das die Rettung.
    Aber eben leider nur manchmal..............


    Schicksal ist für mich zu einem merkwürdigen Begriff geworden, weil er irgendwie überhaupt nicht befriedigend ist. Er wird oft nur als Entschuldigung benutzt, erklärt aber letztendlich überhaupt nichts.
    Bestimmung finde ich auch unangenehm, denn das bedeutet doch eigentlich, daß es immer einen gibt, der urteilt oder eben b e s t i m m t. Aber wer sollte das sein?
    Ich glaube nicht an Gott und Jesus und an deren Allmächtigkeit, darum werde ich diese Antwort nicht als gültig akzeptieren können, aber für diejenigen, die diesen Glauben haben, ist es sicherlich sehr hilfreich und vielleicht könnte man sie sogar beneiden. Ich beneide sie allerdings nicht, sondern freue mich für sie.


    Leider weiß ich nicht, was ich Dir schreiben könnte, um Dir 100% zu helfen, weil es sowas wohl nie geben wird, aber ich möchte Dir schreiben, daß ich an Dich denke und sehr großen Respekt vor Dir habe, weil Du Dich uns so anvertraust mit Deiner Trauer !
    Danke und mehr kann ich jetzt auch gar nicht mehr schreiben, weil es mir wirklich sehr leid tut, wenn ich mir Deine Trauer und Deinen Schmerz vorstelle, denn auch ich liebe meinen Mann und wer ist schon sicher, vor diesem Verlust?


    Fühl Dich einfach mal in den Arm genommen, wenn Du magst und versuche nicht zu lange zu grübeln, auch wenn es Dir jeden Tag immer wieder in den Kopf kommt, was es ja auch darf, aber achte weiterhin auf Dich und Deine Kraft, o.k.?!


    Silke

    "Tatsachen hören nicht auf zu existieren, nur weil sie ignoriert werden." (Aldous Huxley)