Häusliche Pflege

  • Hallo Zusammen!
    Seit ca. 2 Wochen habe ich einen "Job" : Haushaltshilfe im Rahmen der häuslichen Krankenpflege (Putzen!, Einkaufen, Wäsche machen etc...).Ausserdem "Spaziergänge" - die ich allerdings eher "Gassiführen" nennen würde. Teilweise sind 30 Minuten dotiert! Keine Zeit also ins Grüne zu fahren. Im Steinmeer die Straße rauf - auf die Uhr geschaut - und Rückweg angetreten....Soll mir das wirklich EGAL werden!?
    Ich bin wahrlich noch kein "Insider" - aber die bisherigen Einblicke durch's "Pflegefenster" sind erschreckend und beängstigend. Jetzt folgt ein kleiner Roman, weil ich das Thema für sehr "öffentlichkeitsrelevant" halte:
    Oft genug hat man vom sog. "Pflegenotstand" gehört oder gelesen - was mich betrifft aber, ohne im Detail zu erfassen, worum es eigentlich GEHT!
    Ich werde (ganz) knapp über HarzIV- Niveau bezahlt. Die Arbeit ist anstrengend und zum Teil auch echt widerlich! SINNVOLL nach meiner Einschätzung auch nur zum Teil! Da liegen Menschen vor sich hindämmernd in ihrem Bett (in einer 3-Zimmer-Wohnung!) und können weder putzen, noch Einkaufen, nicht kochen, nicht allein zum Klo (Windeln). Zig Leute sind involviert, um das alles zu bewältigen. Der "Rest" des Tages ist "Schweigen und bei Radiogedudel, schlechter Belüftung und wenig Tageslicht im Bett zu liegen - allein. (meine Patientenverfügung nimmt jedenfalls Gestalt an....).
    Das andere Klientel kriegt auch diesen "Full-Service" - ist aber noch auf den Beinen und gibt "Anweisungen". Da soll dann mit der Zahnbürste um den Wasserhahn geschrubbt werden - die Teppiche allerdings können schon alleine laufen....und dürfen "selbstverständlich" nicht gegen den Wunsch der Betroffenen entsorgt werden - da ist "man" ganz "Dienstleister". Andererseits streicht man seehr bevormundend Einkaufszettel von Diabetikern zusammen, die irgendwelchen Müll gekauft haben wollen - DA ist man dann plötzlich WENIGER Dienstleister. Nichts hat Hand und Fuß! Die auf Pflegekasse verwaltete Verwahrlosung - Hauptsache der Yoghurt ist "Diät"...
    Ich SAUGE Teppiche, die SEIT MONATEN vollgekotzt und Schlimmeres sind, die ganze Wohnung stinkt wie ein Paviankäfig. Es wir in Blumentöpfe gepinkelt oder gekackt, auf den Teppich sowieso. Zum Fensterputzen wird eine alte Unterhose gereicht - die ist ja "noch gut" als Putzlumpen...UND gestritten mit den "Kunden" wird nicht - da ist "man" wieder ganz Dienstleister. Zumindest als Putzfrau. Eine Grundreinigung der Wohnung ist definitiv oft nicht möglich. Es gibt KEINE freie Stellfläche im gesamten "Paradies" - man sammelt halt ALLES - incl. Müll...Ohne Container ginge da NICHTS.
    Jetzt frag' ich Euch: was geht hier eigentlich ab!? Dass die Kakerlaken um die Ecke kommen, ist bei einigen Kandidaten nur eine Frage der Zeit! Da hat dann die ganze Nachbarschaft was von! Und dem Vermieter bleibt nach Räumung auch nur noch die Totalsanierung! Dann ist da eine alte Frau, die den Wasserhahn bis zum Anschlag aufdreht und dann ewig laufen lässt - auch wenn sie längst fertig im Bad ist und alles Mögliche andere macht. ICH habe ihn dann zugedreht - was, wenn ich nicht "zufällig" dagewesen wäre!? DAS bezahlt jedenfalls die GESAMTE Hausgemeinschaft... Alle Wohnungen in der Regel hoffnungslos überheizt. Ein Ökowahnsinn ohne Grenzen! Dann "toastet" sie sich ihr GEFRORENES Frühstücksbrötchen auf dem Ceranfeld....!!! Für meine Begriffe auch nur eine Frage der Zeit, bis auch das mal "vergessen" wird und die ganze Bude abfackelt.....Mir stehen jedenfalls die Haare zu Berge! Laut Pflegedienstleitung "respektiert man die Wünsche der Betroffenen" und "belässt die Mensche so lange, wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung"...ICH habe eher den Verdacht, dass man sich "Kunden" erhält. Selbst in Fällen, wo ICH das Ordnungsamt rufen würde...Heute dann: eine Frau, zugedröhnt mit Psychopharmaka (also ein "psychiatrischer Fall"), liegt in einer Schlafnische, OHNE TAGESLICHT, redet völlig unverständlich. Alles stinkt nach Urin: Bett, der Teppich sowieso. Aber: sie "will" es so - angeblich hat sie GEWÄHLT !!! Als ob sie das könnte!!! Sie vegetiert in ihrem Appartement - und ich bin in gewisser Weise Handlangerin - noch dazu schwer unterbezahlt - gemessen an der "Zumutung"...DIE GEHÖRT IN DIE KLINIK!!! Sie IST nicht entscheidungsfähig, schon gar nicht "selbstversorgungsfähig". Und NIEMAND von diesen "Kunden" ist nur vorübergehend in diesem Zustand! Es wird so bleiben bis - ja bis WANN eigentlich!? Wo ist die "Kotzgrenze" der Pflegedienste? Meine hab' ich jedenfalls heute 5 Minuten würgend auf dem Balkon deutlich überschritten....
    Und ich fühle mich JETZT schon zerrieben zwischen den Mühlsteinen: Sei doch FROH, dass du überhaupt "arbeiten darfst" - und "man gewöhnt sich dran"....WILL ich das? Ich möchte NIEMALS so abstumpfen, dass ich nicht mehr wahrnehme, was geschieht - mit mir, und um mich herum!!! DARF man heutzutage diesen "Anspruch" in der Arbeitswelt nicht mehr haben? Mir ist es scheissegal, ob letztlich die Heimunterbringung noch teurer wäre als diese Pseudomenschliche-"Willensgewährung" mit auch erheblichem Aufwand zur Betreuung. DAS geht so jedenfalls nicht. Und man "möchte", dass ich das NICHT hinterfrage.
    Ja - ich habe einen "Job" (Beruf möchte ich das nicht nennen...) - aber ich bin kreuzunglücklich, brauche "nur" das Geld....
    Ich weiss nicht, wie lange ich das durchhalte. Ich fühle mich sowohl überfordert, als auch unterbezahlt und ebenso überqualifiziert. Ich HABE ANGST -ZUKUNFTSANGST!
    Zur Zynikerin lasse ich mich jedenfalls nicht "erziehen".
    Aber eins wird es sicherlich bringen: die GANZ klare Vorstellung, was ich für mich im Alter AUF KEINEN FALL will.....
    müde Rückenschmerz-Grüße bela


    PS: Obendrein hätte "man" noch gerne, dass man mit dem privaten Pkw fährt, weil Dienstwagen ja immer knapp sind....SPRITGELD und PARKGEBÜHREN bekommt man allerdings "ungern" erstattet - höchstens über "Schleichwege"...Nur weil ich mich GEWEIGERT habe, noch Geld zum Job MITZUBRINGEN (- und die Osterferien "drohten"... :evil: ) hat man mir ein Dienstauto gegeben...Laut PATIENTEN wechseln die Haushaltshilfen wie die Fliegen....warum nur.... ? ( :evil: Bin mal gespannt, wie das noch weiter geht...
    Jedenfalls finde ich es WICHTIG, dass die Öffentlichkeit weiß, was da vor sich geht.....

  • Hi Bela,
    erst mal "gratulier" ich dir zu deinem Job, viele von den armen Gestalten werden auf jeden Fall von deinem Erscheinen profitieren!
    Die Zustände, die du schílderst sind zum Himmel schreiend.., viele werden gleich wieder nach dem Gesetzgeber brüllen. Nach dem wird meiner Meinung nach zu oft in letzter Zeit gebrüllt, als wenn wir wieder geil auf Diktatur sind.
    Die Situation der Alten wird in Zukunft meiner Meinung nach besser werden, es kommt eine Schwemme von alten Menschen auf uns zu und damit jede Menge neue Arbeitsplätze. Dazu kommt der bessere finanzielle Stand der Nachrückenden, die ja noch mit die höchsten Renten haben oder erwarten. Das könnte die Situation verbessern und einen Wettbewerb um die "Alten" auslösen.
    Hoffen wir mal...
    Abgesehen von den politischen Fragen habe ich mich beim Lesen gefragt, wo denn die Familie der Leute ist, das finde ich am Schlimmsten. Die Familie derer sind in unserem Alter, zwischen 40 u. 50, würde ich mal tippen. Sind das die ersten Auswirkungen von antiautoritärer Erziehung und das viele Eltern sich krumgelegt haben, nur um die kurzlebigen Wünsche ihrer Kinder zu erfüllen? Sind das Kinder, die mit dem Gefühl großgeworden sind, dass sich die Welt um sie dreht, die ohne Gegenleistung zu erbringen ständig den Weg freigemacht bekamen? Sich eher den Kopf über den nächsten Urlaub oder das nächste Auto zerbrechen, als über ihre meist alleinlebenden Elternteile? Da kommt ja jemand vom Pflegedienst, wir haben schon keine Zeit mehr für unsere Kinder, wo sollen wir die für unsere Eltern hernehmen?
    Auf der anderen Seite wundere ich mich über das teilweise äußerst bockige Verhalten älterer Menschen. Die verrecken lieber allein im Dreck, als beizeiten mal einen Kurzbesuch im Altersheim zu starten, dort gibt es immer Angebote, mal für kurze Zeit zu testen, wie es sich dort anfühlt. Auch könnte man sich beizeiten dann schon mal das "richtige" ausgesucht haben.
    Auch finde ich Wohnprojekte super, wo mehrere alte Menschen wie in einer WG zusammenleben, das bringt Schwung in die Bude!
    Ich spreche mit meinem Mann öfters darüber, wo und wie wir unser Alter verbringen wollen. Ich möchte mich lieber selber um meinen Lebensabend kümmern und auch finanziell schon rechtzeitig fürs Alter vorsorgen. Und genau das verpassen viele, wollen für Altersrücklage nichts investieren und bauen auf den Staat. Gesetzliche Rente heißt aber leider nicht, dass man über eigenes "erspartes" oder "eingezahltes" Geld verfügen kann, das wird ja immer gleich für die aktuellen Renter ausgegeben und nicht für die Zukunft angespart. Da wird sich noch mancher in unserem Alter und noch mehr die jüngeren, wundern...

  • Ach ja:
    Und zwischen den "Touren" werden PAUSCHAL 10 Minuten zur Anfahrt bezahlt! Ein Unding in einer Großstadt (und anderswo vermutlich auch....)! Zwangsläufig "ziehst Du es von der "Arbeitszeit" ab" - damit es kein Privatvergnügen wird....In der Art werden dann die geistig Regen, mit der Uhr in der Hand, pflichtgemäß bedient - bei den "anderen" wird "Zeit geschunden"...Auch das geht über meine persönliche Kotzgrenze....
    Ich sag' nur: bitte mal Ullalala Schmidt & Co für EINE Woche persönlich in den Job! Da würd' ich GRATIS mitfahren.....NICHTS von dem, was da am grünen Tisch kalkuliert wird hat Sinn und Verstand!
    Es ist kaum auszuhalten in diesem Land.....

  • Hallo bela,


    Dich hat die Realität aber schnell und zudem grausam erwischt!
    Nur soviel im Moment, da ich noch einkaufen muß:


    Auch ein Pflegedienst hat die Verpflichtung über seinen Rand zu schauen, d.h. ggfs. Leute einweisen zu lassen. Warum das oft nicht passiert hat u.a. die von Dir erfaßten Gründe.
    Die Hauspflege deckt ununterbrochen Skandale auf - Skandale einer Gesellschaft, in der wir leben.


    Später mehr.
    Ach, noch soviel: Dieses burn-out-Syndrom kommt nicht von ungefähr und ist unglaublich vielschichtig. Ich hatte ebenfalls meinen persönlichen Zusammenbruch vor vielen Jahren. In der Hauspflege. U.a. aus diesen Gründen plus Mobbing. Ich wurde gemobbt, weil ich "gut" war und Dinge sah, ansprach und mich um sie kümmerte............das war "mein Fehler"...........


    bis später, Kitana

  • Nun ja - mich hat man nach rasant kurzer Zeit auch "verstehen" lassen, dass die Dinge sind, wie sie sind. So in "Ordnung" sind (in wessen auch immer....) und GANZ SICHER SO BLEIBEN WERDEN !!!!
    Ich verstehe nicht, warum das vom Personal weitgehend totgeschwiegen wird....es ist UNERTRÄGLICH! UND asozial. Profitmeierei auf der einen Seite - auf Kosten der Hilfsbedürftigen. Völlige Ignoranz und Bürokratitis auf der anderen Seite....WIE, bitte!!!, soll ich DIESE Rasierklinge reiten !?????
    Ich werde mich jedenfalls NICHT "out-burnen"....... :evil: Schon gar nicht mit so unglaubwürdigem, bigottem Scheiss'..........
    Jedenfalls ist mir neuerdings mein Verstand, scheint's, der schlimmste Feind! Zumindest in Hinsicht auf Jobs schneide ich mich dauernd selber dran...
    Wie ich schon sagte: Stumpf ist Trumpf! Willkommen in der finstersten Neuzeit liebe bela...Irgendwie muss ich diesen Schädel abschalten lernen, wenn ich meinen Lebensunterhalt "verdienen" will.
    Ich habe echt ANGST........

  • Ach je, Du hast hier wieder ein Thema eröffnet, was mich total kribbelig macht. Ich habe heute leider nur noch eine Stunde Zeit, aber meine Gedanken überschlagen sich eh, das geht nur Stück für Stück. Ich hoffe, es werden sich viele an dieser Diskussion beteiligen, denn immer nur stillschweigendes Lesen ist eben auch eine Haltung.


    Wie gesagt, bela, mir tut es aufrichtig leid, dass es Dich direkt so schlimm erwischt hat. So belastend und auswegslos! Wenn Du eine andere Tour hättest, würde das zwar nichts an den Umständen ändern, aber Du hättest wenigstens eine gewisse Zeit lang viel unbefangener Geld verdienen können. Denn das braucht man eben auch, wenngleich auch nicht zu jedem Preis.


    Ich springe mal zu Lavendel´s Kommentar. Die Familie ist nicht immer die Lösung. Ich kenne viele - zu viele - Familien, die an der Pflege eines Angehörigen zugrunde gegangen sind.
    Leute mit fortgeschrittener Demenz z.B. treiben jeden zur Verzweiflung. Da ist der Pflegedienst eine Urlaubshalbestunde. Parkinson im fortgeschrittenem Stadium ist auch sehr kompliziert, i.d.R. geht alles daneben und was viel schlimmer ist, ist die Wesensveränderung. Ob die von den Medis kommt oder eine Begleiterscheining der Erkrankung ist, mag ich nicht genau zu sagen.
    Und wenn man als Pflegender schon Kotzreiz bekommt bzw. froh ist, den Einsatz überstanden zu haben - wie soll es denn den Angehörigen ergehen, die die restlichen 23,5 Stunden schultern? Haben die einfach nur Pech gehabt mit ihrer Familie und dem Schicksal? Die nächsten Kandidaten beim Dok wegen Magenfaxen, beim Therapeuten wegen Hilflosigkeit, Überforderung, Wut gegen den Kranken (darf man ja nicht haben) undundund.............

  • Hallo Lavendel!
    Das Klientel, von dem ich rede, stammt zum großen Teil aus völlig - wie sagt man heutzutage :rolleyes:, DISSOZIALEN Verhältnissen. Die Familien waren vermutlich schon lange vor der Hilfsbedürftigkeit ruiniert - wenn sie denn JEMALS funktioniert haben...Bei einigen GIBT es keine Familie. Andere wiederum haben familiäre Unterstützung - aber eben nicht rund um die Uhr. Was ich auch nach allem bisher Gesehenen verständlich finde! Einerseits gibt es ganz fitte Alte, die "nur" ein körperliches Handicap haben, und auch WERT darauf legen, in ihrer Wohnung zu bleiben. Ausgerechnet bei DENEN scheint auch das soziale Umfeld zu funktionieren. DIE kaufen zum Beispiel mit ihren Kindern ein. Und die Kinder bepflanzen den Balkon...
    Aber die, die ich oben beschrieben habe : glaub' mir! Die willst Du nicht wirklich in einer WG haben....Die sind längst über den Punkt, überhaupt soziale Verbindlichkeiten VERSTEHEN zu können. Und hausen trotzdem "auf eigenen Wunsch" auf einer Müllkippe, die jeder Beschreibung spottet...Der Quark im Kühlschrank, der nur EINEN Tag abgelaufen ist, muss UNBEDINGT entsorgt werden (wir reden hier über ein MINDESThaltbarkeitsdatum!!!) - da ist "man" ganz dienstbeflissen.....Der Teppich, der ohne Scheiss' schon fast Bismarck gekannt hat - und noch dazu regelmäßig "zweckentfremdet" wurde - oh nein - den entsorgen wir nicht, das wäre dann ein ÜBERGRIFF in die Autonomie des (völlig desorientierten!) Patienten. Ich hab' wirklich selten so einen bigotten Scheiss' gehört. Betulichkeit auf abgelaufenen Yoghurt projiziert um SCHEINseriösität zu demonstrieren - so jedenfalls meine private Einschätzung....
    Und, glaub' mir Lavendel, ich kann NICHTS für die Leute (außerhalb des Maßnahmenkatalogs im Minutentakt) tun - außer vielleicht auf "eigene Kosten" und auf "burn-out-Basis"......Es macht keinen Unterschied, ob ich da haargesträubt rumwusel, oder die etwas Abgebrühteren bis (Vermutung!) Verrohten.....
    Und das GANZ große Desaster wird erst noch kommen! Wenn die kinderlose Singlegeneration alt wird! DAS wird lustig! NUR noch "Profis" als Dienstleister unterwegs. Und die "Maßnahmenkataloge" und die Minutentaktung werden nach meiner Einschätzung eher ENGER werden bei der grandiosen Überalterung....Ich sehe das weniger zuversichtlich als Du!
    UND: ich sehe mich nach der "Aufzucht" von 4 Kindern auch schon in der Altersarmut...Bei uns GAB es keine Reserven, um die "Rente" "eigenverantwortlich" aufzustocken...Mich packt das Grauen, wenn ich nun durch dieses Fenster schaue und zu Ende denke....Als nächstes werde ich sicherlich Mitglied im Schweizer "Digitis" (oder wie sie grad heißen....) - ganz im Ernst!!!
    LG bela

  • Hallo Lavendel,


    das sehe ich wie bela.
    Zum einen war und bin ich nicht in der Lage, irgendwelche Rücklagen für das Alter zu bilden. Ich sterbe besser vorher.


    Zum anderen ist die Überalterung der Gesellschaft ein großes Problem, weil zu wenig Junge hinterher kommen. Wer soll denn die ganzen Älteren pflegen und wer soll das alles bezahlen?
    Und schon lange kämpfen Pflegedienste um das Überleben. Viele sind nur deshalb noch auf dem Markt, weil vllt. die Kirche hinter ihnen steht, Lohndumping, unbezahlter Akkord inbegriffen, unbezahlte Helfer wie Zivis, Praktikanten, Ehrenamtliche, PKW-Benutzung des Personals ohne finanz. Ausgleich. So funktioniert die Sache. Und das beste zum Schluss: Viele PDienste geben Dir Zeiten vor, wann Du dann und dann da zu sein hast und fertig sein sollst. Laut Schreibtischkalkül. Brauchste länger, haste Pech gehabt. Nicht die entwürdigende Erklärung, warum Du von wem aufgehalten wurdest bringt das Fass zum Überlaufen.........nein - es ist dann Deine Party! Überstunden ohne Lohnausgleich nennt man das in Fachkreisen. Und diese Lage hat sich in den letzten 10 Jahren mehr und mehr verschärft!!


    So- und jetzt muß ich raus hier - bis morgen, Ihr Lieben
    lg, Kitana

  • Hallo Kitana!
    Was heißt "andere Tour"!? Ich mache zur Zeit nur Vertretung für die ganz "normalen" Touren der anderen...Also keine Arschkarte für Anfänger - es ist gerade deshalb so aufschlussreich für mich, weil es der ganz "normale" Wahnsinn der Kolleginnen ist...
    Und in einem gebe ich Dir in jedem Fall Recht: Die Familie ist NICHT die Lösung in vielen Fällen! Die klappen dann als nächstes weg...Ein Eigenleben mit eigener Familie wird fast unmöglich! ZUMINDEST schwerst belastet! Und andersrum: ICH möchte auf KEINEN FALL meinen Kindern dergestalt zur Last fallen. Denn das IST es - eine LAST! Das lässt sich in vielen Fällen auch nicht mit Liebe kompensieren! Ich jedenfalls habe zunehmend die Erkenntnis: WENN ich meine Würde will, dann muss ich was DAFÜR TUN! Regeln! Bekunden! Beleuchten! NICHT Tabuisieren, sondern hinschauen! Im Zweifelsfall auch in Würde abtreten. Jedenfalls meine Meinung. Ich habe meine Lieben schon instruiert, mich bitte auf meinen Wunsch in die Schweiz zu karren...Das ist vielleicht eine GROSSE Überwindung - aber die Alternative kann für ALLE BETEILIGTEN viel gruseliger sein.
    Das LEBEN gerettet: auch so ein Fall! Da war der Herzinfarkt mit fast achtzig. "Dank" moderner Notfallmedizin "gerettet". So weit so gut. Und nun? Wasser in der Lunge - überall. Ausstehen auf dem Sessel ohne Hilfe der Frau? - unmöglich. Zum Klo? Nur mit der Frau. Stehen geht aber nur zu kurz, um die Hose hochzuziehen...im Sitzen geht es aber nicht! Und die Frau ist auch 80 und gehbehindert. Kann alleine nicht aus dem Haus - und seit ihr Mann so schlecht dran ist hockt sie NUR noch im Haus. IHRE Arthrose bräuchte aber Bewegung! Noch kocht sie mit gichtigen Händen selber - es graut iht vor dem "Essen auf Rädern" - aber sie hat ihrem Mann schon "gesteckt" , dasss es eng wird - und sie mit allem zufrieden sein müssen, was sie kriegen...
    Ich hab' keine Ahnung, ob nur ICH mir das alles anhöre, oder ob das "Standard" ist, wenn einer "kommt". Wie auch immer: es ist TROSTLOS! Und sie WUNDERT sich, warum ich in meinem Alter noch so einen Job anfange - was denn nur aus Deutschland geworden sei....
    Ich für mich bin jedenfalls wild entschlossen, beim Infarkt NICHT zum Telefonhörer zu greifen...Ich hoffe, dass ich die Nerven behalte und den Dingen ihren Lauf lasse...besser als den Lauf der Dinge zu "vergruseln"!!!
    Ich WILL SO NICHT ENDEN !!!
    LG bela


    PS: Von den "Arztberichten" der Leute, die für mich oft nur schwer erträglich sind, mal ganz abgesehen...Einer Frau mit GEBROCHENER HÜFTE hat man angeblich im Krankenhaus gesagt, sie solle gefälligst aufstehen! Man hätte keine Lust, sich ihretwegen den Rücken kaputtzumachen. Was in diesem Fall allerdings "Schwestergeschichten" sind....Nix für mich jedenfalls.....
    Ich seh' nur eins: geh', wenn Du kannst, aber GEH !!! Für mich jedenfalls ist "Leben" eine Frage der Qualität - nicht der Quantität! Wenn 90 werden bedeutet, 10 Jahre in Windeln zu liegen...nee - lass'ma'...In der Bibel steht, wir sollen wieder werden WIE die Kinder - nicht wirklich Kinder: Breikost, Windeln, baden, pudern - das ganze Programm...Wir sollen nach meiner Auffassung NUR zurückfinden auf dem "Heimweg" zu Unbefangenheit, Gelassenheit und Offenheit - NICHT zu absoluter Abhängigkeit in allen Lebensbereichen.. Wenn sich SO - auf der äußerlichen Ebene - der "Kreis schließen sollte", dann hab' ich das Ziel eindeutig verfehlt...Nur wenn ich den Kreis auf einer HÖHEREN Ebene schließen kann, also "Kind" auf der Ebene im besten Sinne, DANN hab' ich's "geschafft" - und bestimmt "dämmert" ein solcher "Lebenskandidat" auch nicht über Jahre einem solchen Schicksal entgegen...
    Ich bin ECHT durch die Hecke..........

  • Guten Morgen, bela,


    mit "einer anderen Tour" meinte ich, eine leichter zu ertragene Tour.


    Nein, KEINER will so enden...........


    Ich habe in 2,5 Hauspflegediensten über einige Jahre gearbeitet. (0,5 - weil ich im Ersten ein Praktikum absolvierte und deshalb nicht ganz soviel Überblick erhaschte). 6-7 PDs kenne ich vom Hörensagen, Insiderinfos von Berufskollegen.
    Ich kenne Leute, die hochmotiviert einen PD aufzogen - ich selbst überlegte mal, mit einer Freundin das Gleiche zu tun. Gottlob habe ich es NICHT gemacht, ich wäre bestimmt schon tot. Nervenkasper.
    Die Rasierklinge ist unglaublich scharf, sie hat mehrere Klingen...............


    Ich mutierte zu einer Art "Privatschwester". Ich bekam oft Aufträge, die "nicht versaut" werden durften. Meist war Geld der Grund bzw. wichtige Persönlichkeiten, namhafte Familien.
    Ich war kompetent, schnell, gründlich, verläßlich und noch viele Eigenschaftswörter mehr. Aber es geht mir nicht um Selbstbeweihräucherung.
    ABER: Pflegekräfte mit meiner Einstellung und Qualifikation gehen früher oder später alle kaputt. Ende der 80ger hieß es schon, dass eine Krankenschwester in ihrem Beruf nur 5 Jahre "überlebt". Ich habe ein paar Jährchen mehr geschafft, dann war ICH geschafft.
    Der Beruf (lassen wir mal die schulmedizinischen Therapien außen vor), die Wichtigkeit und die Vielseitigkeit sind nach wie vor reizvoll. Die Bedingungen sind mörderisch: Auf Station wie im Heim wie in der Hauspflege.
    Und ich habe NIE einen beziehungs- und familienfeindlicheren Job bekleidet als diesen. Und glaub mir, ich bin in der Arbeitswelt echt rumgekommen.............


    Wenn Du in der HP (Hauspflege) einen neuen Klienten bekommst, wird normalerweise eine gründliche Bestandsaufnahme gemacht. Was ist los - was soll werden. Anhand einer Pflegeplanung wird dies festgehalten - unter Berücksichtigung der vorhandenen Fähigkeiten und äußeren Möglichkeiten.
    Spätestens hier beginnt die Verzweiflung. Weil man spürt, wie wenig man ausrichten kann.
    Arbeitet man gewissenhaft mit dieser Pflegeplanung, dann wird sie kontrolliert, Ergebnisse werden dokumentiert, evt. mit neuer Zielplanung usw.
    Dies ist übrigens sehr zeitintensiv, kostet dem Arbeitgeber also viel Geld - aber Du bringst ihm nix ein. Es ist aber gesetzlich vorgeschrieben, eine Doku zu führen, die ist ja auch sinnvoll, denn sie soll der Qualitätssicherung dienen und jedem ermöglichen, sich im Ersteinsatz, also un-an-gelernt, zurecht zu finden. Das Lesen der selbigen ist auch zeitintensiv, bringt abermals kein Geld ein und verzögert den Zeitplan.
    Spätestens hier ein weiteres "Ärgernis" - wer LESEN KANN, IST KLAR IM VORTEIL........ :rolleyes:
    Ist also von der Fachschwester Freitags ein Bad anberaumt, abgesprochen, "verordnet", so sollte dieses auch stattfinden, ggfs. muß an diesem Tag die Tour zeitlich nach hinten verschoben EINGEPLANT werden. Ich kann also nicht an einem Tag alle möglichen Badekandidaten baden oder duschen, das muß ich auf die Woche verteilen. Die Leute in "meiner" Tour wußten immer Bescheid, wann sie dran waren und wann ich später kommen würde - weil ein anderer planscht...........
    Wird das nicht gemacht (nicht GELESEN), gibt es Ärger. Den Ärger bekommt die Fachschwester, die Tourenschwester..........obwohl man ja alles toll geplant und lesbar ausgearbeitet hatte.............
    (WEIL ich lesen konnte, wurde ich zu einer (teuren) Exklusivschwester - die Leute sind ja nicht blöd...........)
    Ohja, das Baden...........


    Ich würde mich auch sofort freiwillig melden, um Ullala anzulernen!


    Die Grundpflege wird von der Pflegeversicherung bezahlt. Es spielt keine Rolle, ob die im Bett, am Waschbecken oder in der Wanne stattfindet.
    Das kostengünstigste Programm (für den PD) ist, wenn man die Pflege komplett übernimmt. Mit fliegendem Waschlappen zum Teil........Ist der zu Pflegende nämlich noch halbwegs mobil, ja dann........das Einplanen eigener Resourcen kostet wertvolle Zeit ! (Laut Pflegeplanung ist es erwünscht, soviel Selbstständigkeit wie möglich zu wahren, zu fördern - d.h. die verbliebenen Fähigkeiten mit in die Pflege mit einzubauen - - - sehr schön sehr schön - - - natürlich auch sehr richtig).
    Tja, nun ist der Badetag. Hoffentlich ist die Wanne sauber. Hoffentlich funktioniert der Badewannensitz. Hoffentlich führt derjenige nicht ab. Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich..........
    Und dieses verdammte HOFFENTLICH hat mich in den Wahnsinn getrieben. Es gibt tausendkleine Dinge, an die zu denken sind, viel zu viele Sachen, die schief laufen können - und eigentlich auch täglich schief laufen.


    Wer da hundertprozentig gute Arbeit abliefern will, geht "baden". Um in dieser Sparte zu überleben, sind Abstriche überlebensnotwendig. Schaut Euch mal die Schwestern genau an: Entweder sind die alle krank oder beinahe kaltschnäuzig.
    Ich weiß nicht, ob dieses "angedeutete" Beispiel reicht, um zu erklären, wie schwer es in dieser Branche ist. Und wie aussichtslos.


    Aber für Fragen bin ich ja noch da - gehe nur erstmal frühstücken.........


    So! Pilzkaffee war ausgesprochen lecker! :]


    Warum hänge ich bei diesem schönen Wetter vor dem PC? Ich kann es selber nicht glauben - aber dieses Thema TRIFFT mich!!


    In meiner Ausbildung wußte ich früh, dass ich entweder Notfallmedizin machen wollte (Leben retten) oder Sterbebegleitung.
    In der Hpflege ist dies ein großes Thema. Man sollte meinen, ein tabuloses Thema. Ist es aber nicht - geht Dir nämlich jemand allzu sehr ans Herz, bist DU DAS SCHULD. Du kannst Dich eben nicht genug abgrenzen!
    Ok, ICH hatte gerade dieses Problem weniger, in meinem letzten PD "durfte" man trauern. Mittrauern. (Aber in der Klinik ist das ungleich schwerer, das wurde sogar mit "Unprofessionalität" geahndet!)
    Überhaupt ist die Sterbebegleitung mehr die Zeit der Angehörigenbetreuung.
    Aber noch mal zu den Kosten und der Zeitnot.
    Ein Sterbender braucht ja wohl gewiß mehr die ruhige und ruhende Hand als irgendeiner sonst!
    Ich erinnere mich gut (und gerne) an einen älteren Mann, den ich noch kennenlernte, als er reden und helfen konnte. Während des Füßewaschens wird mal eben über das Sterben gesprochen. Er hätte sein Leben gelebt, es sei Zeit zu gehen, er warte auf den Tod........
    Das kann man irgendwann irgendwie händeln..........
    Ich kam jeden Tag ("Privatschwester"), zweimal.
    Mir wurde im Laufe der Zeit ein Kaffee angeboten. HUCH! VERBOTEN! Kostet Zeit, bringt kein Geld. Am Anfang tat ich das heimlich, später "öffentlich".
    Die Pflege wurde immer komplizierter. Anfassen bedeutete Schmerzen zufügen. Wie jemanden pflegen und lagern ohne anfassen? Verbale Gespräche schon nicht mehr möglich. Kontaktaufnahme nur über Anwesenheit und sprechende Hände.
    Und ganz gleich wie lange so eine Pflege benötigt - die Pflegestufe entscheidet über den Tarif der Grundpflege. Der Rest ist Privatsache für Leute, die es sich leisten konnten.
    (Aber schon vor 10 Jahren gab es zu viele Alte, die sich eben nix mehr leisten konnten. Und wer keine Putzfrau hat oder amtlichen Beistand - der verkommt sowieso, nur schneller...........)


    Zurück zum Kaffee. Das war irgendwann obligatorisch, denn diese Zeit diente zum "Nachgespräch" mit den Angehörigen, die sich rührend und aufopfernd um den Herrn kümmerten.
    Der Sohn war irgendwann kaum noch ansprechbar, weinte viel. Die Schwiegertochter war mit den Nerven runter.
    Ich hätte auch Pastorin werden können. Nicht das Leid drückt am meisten, nicht der enorme Zeitaufwand - ganz, ganz oft sind es die nicht ausgesprochenen Gefühle - Schuldgefühle - dass man Angst hat, dass es zu Ende geht (Verlust), aber dass man genau darauf wartet.........WEIL MAN NICHT MEHR KANN.


    Ich bin dort sehr gerne hingefahren. ICH war auch froh, als es überstanden war. Auch ich spürte mein Limit, die unglaubliche Qual, diesem Menschen helfen zu wollen, ihn noch "gemütlich" zu lagern und diese Dinge - aber nichts tun zu können. Ich konnte ihn nur noch mit meinen Händen quälen und ich mußte zuschauen, wie "er auf ging". Trotz sachgerechter Pflege und Lagerung. Innerhalb von Tagen war der gesamte Rücken wund. Nur noch Schmerz, Elend, Hilflosigkeit - bei allen Beteiligten.
    Und wir haben zusammen geweint.


    Dann im Auto.
    Bela: 10 Minuten zum nächsten Patienten sind doch Luxus. Ich saß im Auto und rauchte mir eine oder zwei Zigaretten. Wieder unproduktive Zeit einer examinierten, teuren Kraft. Aber diesmal gab es keine Erklärungsnot.

  • Hallo Lavendel,


    ich habe noch mal über "den Schwung in der Bude einer Alten-WG" nachgedacht.
    Seit Jahren ist das auch DIE Idee in meinem Bekanntenkreis.
    Nur --- wann wollen die zusammenziehen? Mit 60? Gar 70?
    Wenn das überhaupt eine Chance haben soll, dann müssen die das JETZT, mit 40-50 Jahren erproben.
    Ich habe viele Jahre in WG´s gewohnt, kunterbunte Zusammensetzungen. Es haperte immer an den gleichen Dingen: Verantwortlichkeiten wie Küche und Klo - sprich putzen und aufräumen. Da gibt es viele passive und nur ganz wenige aktive. Eigentlich wie in diesem Forum auch. Nach 10 Jahren experimentellem Umziehen kam ich zu dem Schluss, dass es schon eine Kunst ist, wenn man es zu ZWEIT schafft. Daran hat sich eigentlich nichts geändert. Selbst die modernen Partnerschaften funktionieren MEIST nach dem Prinzip: Die Frau macht, der Mann lacht.


    Bei den Älteren, nein........das stimmt so gar nicht.........schon ab den ca. 50-Jährigen, die ALLEINE leben, fällt mir eine Eigenheit auf: Sehr oft beginnt hier das Leiden. Und die Identifikation mit diesem. Es scheint mir, als ob das eine Begleiterscheinung von Einsamkeit ist. Je älter die Leute, desto mehr Leiden. Es wird zum Lebensinhalt. Da wird schon zum Arzt gegangen, wenn der Ellebogen pellt. DA ist ja noch Kontakt, der Arzt hört ein Minütchen zu, der nimmt einen vielleicht noch wahr ......
    Ich sehe das als schleichenden Ausdruck der Vereinsamung. Auch, dass viele Alte gar nicht mit den Krankheiten und Tod anderer konfrontiert werden wollen. Wie soll das in einer WG gehen? Alle nur gesund?
    Auch bestimmt ein nicht überschaubares Thema sind die Finanzen. Ist einer an der Armutsgrenze müssen ja die anderen als Lebensgemeinschaft einspringen - vor den Ämtern. Wer würde das machen bei NUR Freunden oder NUR Bekannten in einer "Zweck-WG"????? Bei Geld hört doch bekanntlich jede Freundschaft auf......


    Ich denke, gerade uns erwartet eine kalte Zukunft, es wird abertausende Leute geben, die neben der Miete etcpp kein Geld mehr zum Leben haben. Und alle öffentliche Kassen sind leer. Zu wenig Arbeitsplätze, zu geringe Abgaben - weil zu wenig Einzahlende da sind bzw. durch geringere Abgaben wegen Lohn(dumpings) und 400€-Jobs!.


    Seit Jahren fallen in meinem Umfeld die Familien auseinander, immer mehr HartzIV-Empfänger um mich herum UND immer mehr kinderlose.........


    Du weißt, dass man als Hilfeempfänger seine Lebensversicherung "einsetzen" muß? So haben wir unsere Zusatzrente für´s Alter verloren, weil wir mal vor Jahren Sozialhilfeempfänger waren.
    Und für alle Selbstständigen gilt das auch: Erst das eigene Haben einsetzen.......Die Idee mag man anerkennen. Ich finde sie aber auch zweifelhaft!! Da hat dann einer z.B. 20 Jahre lang selbstständig gearbeitet, mit unglaublich hohen Ausgaben für Krankenversicherung, Rente usw., hat dadurch natürlich ziemlich viel weniger zur Verfügung gehabt - dann geht er pleite oder wird berufsunfähig - und nun gibt es keine soziale Hilfe (bis auf Hartz) UND DANN MUSS ER AUCH NOCH SEINE RENTENABSICHERUNG ABGEBEN. Das ist etwas anderes als Wohlstand in Form von Luxusgütern usw.
    Naja, meine Meinung.


    Schönen Abend noch, Ihr Lieben
    Kitana

  • Moin allerseits,


    ich möchte auch mal was POSITIVES nachschieben - in EINEM Satz......der hat dann nur 735 Wörter....... ;) :)


    In der Hauspflege wird man unglaublich oft und viel mit Dankbarkeit überhäuft !!!! :]


    lg, Kitana

  • mir graust es auch vor DIESER Zukunft. Es haben ja heute schon viele Leute kaum noch Zähne im Mund .....


    Wie sorgt ihr eigentlich für das Alter vor ? Und was kann man tun, wenn man schon mittendrin steckt ???


    ?( ?( ?( ?(
    Rosa

  • Hallo Rosa!
    Wenn man schon drin steckt, ist m.E. nach alles gelaufen.....Nicht umsonst geht jüngst der Trend rasant los, sich noch im hohen Rentenalter möglichst noch einen Job zu besorgen..
    Was die Vorsorge betrifft: Wie gesagt: bei uns war nie was übrig, um zuzusparen. Meine LV ist bei meiner Geschäftspleite draufgegangen....Mein Mann "riestert" ein wenig - ansonsten betrachten wir das Haus als Altersversorgung. Erschien uns damals als ideale "Maßnahme". Zunächst als sinnvollen Lebensraum für die Familie mit vielen Kindern - und später dann, weil abbezahlt ( :) gehört ja nicht EWIG der Bank...wenn man dann schließlich ZWEI Häuser bezahlt hat, gehört wenigstens EINS uns.... 8) ).
    Wie die Rente meines Mannes mal aussehen wird, weiß ich noch gar nicht so recht. Sollte er allerdings VOR mir gehen, wird's bestimmt lustig mit der Witwenrente...Da haben sie ja auch wieder was zurückgeschraubt, durchschau' ich noch nicht so recht...
    Ist sowieso in meinen Augen ein Unding!!! Schließlich haben mein Mann und ich sein Gehalt letztlich GEMEINSAM erwirtschaftet - ohne mich als Mutter zu Hause, hätte er wohl kaum zur Verfügung gestanden. entweder den Kindern nicht - oder der "Arbeitswelt" nicht....Wieso steht MIR bzw. UNS nicht die VOLLE Rente zu !?Aber die "Gesellschaft" anerkennt mir diese Leistung mehr als üppig: ich krieg' doch tatsächlich für jedes Kind EIN VOLLES Jahr bei der Rente angerechnet. Also verhungern werd' ich nicht - ich krieg' bestimmt auch 25€ eigene Rente im Monat....
    Da bin ich grad' auch mal wieder durch den Gullideckel gefallen: wieder so eine dämliche "Stichtagsregelung", wie jetzt beim neuen Elterngeld, wäre ich 2 Jahre älter, hätte ich DREI Jahre pro Kind bekommen.... :evil: - Das ist die reine Willkür....
    Wie gesagt, mit dem Bürgergeld wären alle diese Probleme (und noch ganz andere...) auf EINEN SCHLAG gelöst - und tausende von Bürokraten überflüssig...die könnten sich dann auch mal WIRKLICH nützlich machen....Alle Welt kann dann halbtags was Sinnvolles arbeiten....
    So, wie ich die Sache sehe, hat genau meine Generation die Arschkarte und den Kopf zwischen der Tür: die jetzt schon "Alten" bekommen noch ihre Renten. Die jetzt Jungen WISSEN, dass sie nicht viel erwarten können, haben aber noch genug Zeit, um etwas zu unternehmen. MEINE Generation hat auf Sand gebaut - und KEINE Zeit mehr....
    Es ist schon zum Fürchten....
    LG bela
    (PS: die Frauenbewegung hat damals - wenn auch aus anderen Gründen - zum "Gebärstreik" aufgerufen! Die neue Generation TUT es...- mich wundert das wenig....)
    Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, wäre meine Lebensentscheidung bestimmt auch eine andere gewesen.....Ich war immer zuversichtlich und hatte Mut zur Lücke! Mein Motto war: "IRGENDWAS geht immer....Das ist mir GRÜNDLICH abhanden gekommen! Ich hätte NIEMALS gedacht, dass wir mal so absteigen würden - ohne Aussicht auf Besserung....Mein Mann ist um 600€ NETTO monatlich "zusammengestrichen" worden. Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld - obendrein futsch. Ausserdem immer nur "Jahresverträge" - ein Leben auf der Abschußrampe...-nicht planbar, unverläßlich, schlafraubend und nervenzehrend...Obendrein sollen ja jetzt noch die immensen Fahrtkosten (täglich 170 km!!!) teilweise zum "Privatvergnügen" werden...- aber DIESEN Prozess werden unsere "Sparfüchse" verlieren!!! Ganz im Klartext: Fahrtkosten eingerechnet könnten wir auch HarzIV nehmen und den ganzen Scheiss' lassen....Kleiner 400€-Job nebenher - und gut is'...MICH erstaunt das wenig, wenn immer mehr Menschen die Flügel hängen lassen und aufgeben....
    (Von meinen ZÄHNEN will ich dann lieber gar nicht reden - wir haben echt andere Sorgen.....)

  • hallo Kitana!
    WO IST EIGENTLICH DAS PROBLEM!!!???
    Meine Freundin z.B. hat ihren Vater (als Fachkraft: Hebamme/Krankenschwester) incl. Morphiumspritzen/pflaster etc. bis zum Schluss zu Hause begleitet. Es gab MASSIG Gesprächsbedarf in dieser Zeit! AUCH, dass sie bald nicht mehr kann (er sowieso schon kaum noch...), und sie sich wünschte, DASS ES ENDLICH VORBEI SEI !!!
    WIESO "darf" man das angeblich weder denken, noch äußern? War für uns jedenfalls normal und Standard...AUCH Gedanken, wie man (nach)helfen könnte kamen auf...Nichts von dem erschien mir damals "falsch" - eher absolut realistisch und ehrlich und LIEBEVOLL !!!!
    LG bela


    PS: hatte (ausgerechnet heute :rolleyes:, wo ich ja so voll fit bin...) noch einen "Sonderauftrag": eine Patientin zum Arzt fahren. 45 Minuten Wartezeit. Kriegt man die üblicherweise bezahlt !? Oder wird da auch "rumgezickt"... ?( Ich will nur gerne wissen, was so "üblich" ist....- :) damit ich weiss, wie "heftig" ggfs. mein "Anfall" ausfallen wird.......

  • Hi, bela,


    das Problem ist das Schuldgefühl, das man sowas nicht denken darf. Vielleicht ist das so weit verbreitet, weil das Thema Sterben inhaltlich und räumlich tabuisiert wird.


    Und ich kann Dir Hoffnung machen: Arztfahrten werden m.W. nach voll bezahlt.
    Kannst den Schweiß von der Stirn abputzen. :evil:
    Für´s Zeitunglesen, hmmmmm? ;)


    lg, Kitana

  • Nuuun, wenn das so ist, kann ich "damit leben" - wenn sie allerdings auf die Idee kämen, das als "private Einkaufszeit" zu verrechnen, wäre ich spontan auf "Krawall bebürstet"....Mein Hund hat jedenfalls wegen dieser "Einlage" in die Bude gekackt.....Da war man in der Einrichtung sehr "dankbar" - aber mein Hund über den "geteilten" Dienst eher nicht! Weder konnte ich "dazwischen" nach hause fahren - noch sonst irgendwas für mein Fusselhirn tun....Mach' ich jedenfalls auch nicht "in Serie" mit..."Mein Dienstplan" steht jetzt bis Mitte Mai - danach wird's "fraglich"...Jedenfalls: Danach geht's mit mir nur weiter mit mehr Geld - oder gar nicht....SOWEIT bin ich jedenfalls mit meiner "Bestandsaufnahme"...
    PS: sind geforderte 8,50€ realistisch... ?(
    LG bela

  • Willst meine Meinung????????


    Der Job kann gar nicht hoch genug bezahlt werden!


    In den besseren DM-Zeiten gab´s für eine ungelernte Pflegekraft 20,00 - für die Examinierten 25,00 (die dann doch für alles verantwortlich waren, hinterher- oder VORgearbeitet haben...........) - auf Geringfügigkeit -.
    Für hauswirtschaftlichte Tätigkeiten gab es bestimmt weniger. Dennoch: Du bist keine Putzfrau in einem Gebäude (wobei ich Putzen nicht abqualifizieren möchte), Du hast einen sozial hochanspruchsvollen und verantwortungsbewußten Job zu bewältigen ("gelernt oder ungelernt") und läßt da ordentlich Federn. Du mußt vielmehr beachten als welchen Putzlappen schwinge ich wofür.......
    Also ich kann mit 8,50 € eine Menge anfangen................


    lg, Kitana


    P.S. Es sollte heute wie damals gelten: GUTE Leute will man behalten!!!
    (Und es gibt womöglich immernoch Zuschüsse für die Guten - sie müssen es eben einfordern......Also viel Glück!)

  • Hi, Kitana!
    Ja, danke...also 8,50 find' ich auch nicht gerade üppig, aber ich hab' so gar keine Ahnung, wie ich das händeln soll, weil ich die "Standards" nicht kenne...Und wie in D immer so üblich: im Kollegenkreis REDET man nicht über Gehälter - ich bekam nur zur Antwort: ist Verhandlungssache... ?( Ist das nicht krank? KEIN bisschen Solidarität...Da lob' ich mir die schwedische Mentalität: da werden alle Steuerklärungen veröffentlicht.
    Nun ja, ich muss mich da jedenfalls irgendwie durchtasten. (GEFÜHLT würde ich sagen: 10.-€ netto wären meine Forderung...)
    Ausserdem hab' ich heute den Vertrag unterschrieben. Ich bin zur Schweigepflicht verdonnert. Selbstverständlich rennt man nicht durch die Gegend und erzählt von Frau Soundso hat dasunddas...Aber es las sich so, als ob man GAR NICHT über die Arbeitsinhalte reden dürfe...also auch nicht in anonymer Form. Ist es DESHALB so still um die Zustände??? Ist sowas rechtens... ?(
    Ausserdem darf ich keinerlei "Konkurrenztätigkeit" aufnehmen. Man bietet mir also weder ein tragfähiges Gehalt, noch verlässliche Dienstpläne, bzw. Arbeitsgarantie - aber mir zusätzliche Standbeine verschaffen darf ich NICHT...bei Androhung von Konventionalstrafe!!! Dass ich nicht lache...im Ernstfall sind sie mich genau dann auch schon wieder los...Mit solchen "Knebelverträgen" lass' ich mich nicht gefügig machen...
    Leibeigene auf "geringfügiger Basis !???? Ich glaub' es geht los....
    Wenigstens hatte ich die letzten Tage wesentlich angenehmere Einsätze....
    Bis denne bela