Echter Zunderschwamm
Beschreibung und Bedeutung
Der echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) ist ein typischer Vertreter der so genannten Weißfäulepilze. Er kommt gleichermaßen auf lebendem und totem Holz vor, baut dessen Gerüstmaterial, nämlich die Cellulose und das Lignin ab und wird mehrere Jahre alt. Exemplare im Alter von 10-12 Jahren sollen keine Seltenheit sein. Durch den Abbau des Stützmaterials der Zellen kann die Holzfestigkeit derart nachlassen, dass ein großer, belaubter Baum schlagartig zusammenbricht. So etwas kommt nicht nur bei Sturm vor, sondern auch bei ruhigem Regenwetter, wenn das Gewicht der Krone durch das Wasser kurzfristig drastisch ansteigt.
Der konsolenartige Fruchtkörper des Zunderschwammes erreicht einen Durchmesser von 40 bis 50 cm. Er kann bis zu 20 cm dick werden und ein Gewicht von mehreren Kilogramm haben. Die Oberfläche des Fruchtkörpers ist von einer harten Kruste bedeckt, die anfangs rotbraun, später mittelbraun und schließlich grau gefärbt ist. In Deutschland kommt der Zunderschwamm vornehmlich auf Buchen vor. In Nordeuropa ist die Birke und in den Mittelmeerländern die Eiche seine bevorzugte Wirtspflanze. Man hat ihn jedoch darüber hinaus auch an verschiedenen anderen Laubhölzern beobachtet. An Nadelhölzern tritt er dagegen nur äußerst selten auf.
Man nannte den Zunderschwamm in alten Arzneibüchern Fungus igniarius, Fungus chirurgorum und Agaricus chirurgorum, da er - je nach Art der Aufbereitung - als Arzneimittel für die Blutstillung oder zur Erzeugung von Feuer diente. Dazu wurde eine weiche, lockere, zimtbraune Gewebeschicht des Pilzes verwendet, die sich im inneren des Fruchtkörpers, zwischen der harten Oberflächenkruste und der umseitigen Röhrenschicht befindet. Man schnitt diese Gewebeschicht heraus, tauchte sie für längere Zeit in Wasser, ließ sie danach etwas antrocknen und klopfte und walzte sie schließlich in feuchtem Zustand solange, bis ein weicher, wildlederartiger, etwa 30 cm langer, 15 cm breiter und 5-6 mm dicker Lappen entstand. Das Fertigprodukt ist weich und dehnbar und nimmt leicht und reichlich, bis zum Zweifachen des Eigengewichts, Wasser auf. (Hauptwirkung dieses candida-Pilz abtötenden Wundstreupulvers auf offenen Wunden und Geschwüren)
Größere Zunderschwammlappen eignen sich auch für die Fertigung von Kleidungsstücken wie Hüten, Mützen, Westen und Handschuhen. Solche hat man früher im Bayerischen Wald und Böhmerwald hergestellt. In den Wäldern von Transsilvanien (in Rumänien) werden auch heute noch reichlich Zunderschwämme gesammelt und nach alter Tradition für Kleidungsstücke verarbeitet.
Der Zunderschwamm diente vom Altertum bis weit in die Neuzeit als die wichtigste Quelle, Feuer zu erzeugen und zu erhalten. Wie der Mykologe Linus Zeitlmayr in seinem "Haus- und Taschenbuch für Pilzfreunde" berichtet, hat man dazu die kleineren, schlechteren Zunderschwammlappen in einer Lauge von Heißwasser, Urin und Asche gebeizt, danach abgewaschen und weichgeklopft. Die Lappen wurden als nächstes in Salpeterlösung oder einer Lauge, bestehend aus Salz, Asche und Salpeter eingeweicht und schließlich getrocknet. Ein derart präparierter Zunder fängt den geringsten Funken aus Feuersteinen und glimmt ohne Geräusch sehr lange fort.
Nachdem der englische Seefahrer und Entdecker Sir Walter Raleigh im Jahre 1586 das Pfeifenrauchen am englischen Königshof bekannt und damit populär gemacht hat, soll die Zunderherstellung europaweit einen großen Aufschwung erfahren haben. Der Bedarf aus mittel- und westeuropäischen Wäldern war danach überhaupt nicht mehr zu decken. So entstand ein lebhafter Handel mit dem Zunder weit über die Grenzen hinweg, wobei die Handelsruten bis nach Nordeuropa und in den südöstlichen Zipfel des Karpatenbeckens, nach Transsilvanien, führten. (Ohne zu wissen, mit welchem Gold da tatsächlich Handel betrieben wurde.)
Die Blütezeit des Zunderschwamms als Feuerquelle ging im 19. Jahrhundert schließlich zu Ende. Der Franzose Jean-Louis Chancel erfand 1805 die ersten Zündhölzer. Damit musste man noch einen glühenden Zunderschwamm berühren, um eine Flamme zu entfachen. Doch im Jahre 1844 führte der schwedische Chemiker Gustav Erik Pasch bereits die Sicherheitszündhölzer mit getrennter Zünd- und Reibfläche ein und startete zugleich deren industrielle Produktion. Damit hatte der Zunderschwamm als Feuerquelle endgültig ausgedient.
Für den Einsatz der Zunderschwammlappen zur Blutstillung auf Wunden werden diese ohne jeden Chemikalienzusatz ausschließlich in Heißwasser eingeweicht und danach weichgeklopft. Diese Art der Anwendung hat bis heute überlebt, wobei entsprechende Hinweise z.B. der Neuausgabe des "Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis" zu entnehmen sind.
Inhaltsstoffe und medizinische Wirkung
Die Inhaltsstoffe des Zunderschwammes sind bisher wenig erforscht. Seine Nährstoffzusammensetzung ist weitgehend unbekannt, was in Anbetracht der Tatsache, dass er kein Speisepilz ist, nicht verwundert. Nachgewiesen wurden im Fruchtkörper die Fomentarsäure, eine Form der Bernsteinsäure sowie die Zuckerverbindungen Mannofucogalaktan und Glucuronoglucan.
Aus der Fettfraktion des Fruchtkörpers wurden Ergosterin, die Vorstufe des Vitamin D, sowie Fungisterin und Isoergosteron isoliert.
Die Anwendung als blutstillendes Mittel bei kleinen Wunden erfolgte durch Auflegen des Zunderlappens. Außerdem hat man auch noch einen alkoholischen Extrakt, das Fomitin, aus den trockenen Fruchtkörpern gewonnen. Dieser galt als hilfreich bei Blasenleiden, schmerzhaften Regelblutungen und Hämorrhoiden.
Der Zunderschwamm als Heilmittel ist auch in Ostasien seit langem bekannt. Er gilt als mild und leicht bitter vom Geschmack. Die traditionelle chinesische Volksmedizin setzte ihn in erster Linie gegen Magenverstimmung ein. In der modernen Naturheilkunde Chinas wird der Zunderschwamm in gleicher Weise verwendet. Zusätzlich wird er noch gegen Speiseröhren-, Magen- und Gebärmutterkrebs empfohlen.
Mit einem Extrakt aus den Fruchtkörpern haben chinesische Wissenschaftler bei Versuchstieren eine 80 %ige Hemmung der Bindegewebsgeschwulst Sarkoma registriert.
Anwendung
Um bei Kindern eine Magenverstimmung zu behandeln, sollen chinesischen Empfehlungen zufolge 9 g des Fruchtkörpers zusammen mit 13 g red rock-Lichen (Digenia simplex, eine Flechte, die in der chinesischen Heilkunst als spulwurmabtötend und abführend gilt. Sie wird auch in der Kinderheilkunde eingesetzt) in Wasser ausgekocht und der Abguss 2-mal täglich verabreicht werden. Gegen Speiseröhren-, Magen- und Gebärmutterkrebs werden den gleichen Quellenangaben entsprechend 10 bis 20 g des Fruchtkörpers in Wasser ausgekocht, und der Sud wird 2-mal täglich eingenommen.
Quelle: Auszüge von von Prof. Dr. Jan I. Lelley
Mein Interesse an dem Echten Zunderschwamm, beruht auf seinem selbst herstellbaren Wundstreu-Pilzpulver, das auf alle offenen wie stark blutenden Wunden gegeben werden darf, wie ein osteuropäischer Arzt aus eigenen Erfahrungen berichtet. Es verschließt die Wunde, wirkt stark antibakteriell und vor allem anti-mykotisch, fällt als Kruste ab, oder wird nach innen absorbiert. Bedarf keines Verbandwechsels noch einer Wundversorgung. Der wirksame Einsatz bei offenen Brustgeschwüren wurde beobachtet und dokumentiert.
Wie bereits erwähnt, kann ich den Pilz selbst bestimmen und fand ihn unerwartet reichlich vorkommend fürs Ernten im April.
Ja, liebe Petra, Gott hat für jede Erkrankung ein Kraut wachsen lassen. Ein Wissen, das noch heutzutage hinter Klostermauern verschlossen gehalten wird.
Liebe Grüße an alle Pilzfreunde
Majalena