Zuerst: ich bin kein Experte. Ich bin eher den WiWis zugeneigt.
Trotzdem mache ich hier mal meine Meinung kund.
Ich beschäftige mich aktuell sehr intensiv damit. Das sind Stunden pro Tag. Die Anzahl gelesener Studien innerhalb der letzten 3 Wochen liegt im 4-stelligen Bereich. Alleine die in meinem Excel-sheet speziell zum Thema Brustkrebs verlinkten liegt bei mehreren Dutzend. Ich versuche gerade die jew. pro Pilz oder nat. Präparat zur Apoptosis oder zum Zellarrest aktivierten Gene aus den einzelnen Studien zu ziehen um Synergien oder potentiell hinderliches zu notieren. Die IC50-Werte der verschiedenen Extraktionsverfahren auf verschiedene Zellreihen sowie ein auflisten der Wirkstoffe gehört auch dazu. Das ist mühsam, das Excel-Sheet wird immer größer - die verwertbare Datenmenge ist (wirklich) mau und man muss sich das wenige i.d.R. mühsam einzeln zusammensuchen.
Eine Diskussion Extrakt vs. Pulver ist m.E. müßig. Erstens ist ein Extrakt ist per se immer wirksamer. Zum zweiten kommt es nicht darauf an ob man ein Pulver nutzt sondern welches Extraktionsverfahren engewendet wird. Das mit dem Pulver ist letztlich entweder eine ideologische Sache oder eine erzwungene Alternative wenn das i.d.R. verwendete Heisswasser-Extraktionsverfahren das benötigte zerstört hat.
--> Und dieses "Benötigte" (oder "wirksame") ist bei unterschiedlichen Pilzen denn auch unterschiedlich. Manche haben "nur" Polysaccharide, bei manchen wirken selbige nicht, bei manchen Anwendungszwecken spielt entweder ein Triterpen oder ein Polysaccharid oder ein Protein die maßgebliche Rolle.
PrisonTime hat z.T. recht. Ich nehme einmal 2 Beispiele. Das sind der Pleurotus Ostreatus und der Flammulina Velutipes. Bei selbigen hat man 3 Extrakte (!) mit Wasser bei jew. 20°C, 40°C und 80°C getestet. Resultat im "harmloseren" Fall, beim Pleurotus:
Zitat
""....A water-soluble extract (POE) prepared from the fresh oyster
mushroom Pleurotus ostreatus produced the most significant cytotoxicity
on PC-3 cells among the mushroom species tested.....Temperature in POE
processing plays a decisive role for the cytotoxic activity. Bioactivity
of POE was eliminated by exposure to high temperature (80°C) for 2
hours; however, it remained stable at a series temperatures of below
40°C. .....Since POE-F2 is also sensitive to heat and has strong 280 nm
absorption, the results imply that active compounds recovered from P.
ostreatus are water-soluble proteins or polypeptides..."
"
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[Quelle ]
Der Pleurotus hat seine richtig guten IC50-Werte gegen die Prostatakrebs PC-3-Zellreihe bei 80°C verloren. Aktive Komponenten sind Proteine und Polypeptide.
Und dann m.E. das Extrem, der Flammulinus (Enokitake).
Zitat
"Three mushroom extracts (CCE, CME and FVE), prepared at 20ËšC from the
mushrooms....showed significant growth inhibition on all breast cancer
cell lines,"
[Tested at 20°C, 40°C, 80°C.]
[Quelle ]
Ich sage deswegen "Extrem" weil die Differenz zwischen einem Kaltwasser-Extrakt und einem mittels Methanol dort beim Faktor 10-20 liegt. Der IC50-Wert (50% Reduktion der proliferation; Wachstum) bei einer MCF7-Zellreihe (Brustkrebs, Östrogenabhängig) liegt im Kaltwasser-Bereich (s.obiger Link) bei 150µM/ml. Bei Methanol [Quelle ] wurde für 1000µM (dem 6-fachen) nur eine Reduktion von 20% erreicht. Für die Zellreihe BT-20 gibt es gar einen IC50 von 30 µM/ml (MdMB231 75µM/ml). Das ist ein Traum. Standards von hoch-toxischen Chemopräparaten werden mit <5µM angegeben, können aber nur kurzfristig gegeben werden mit bösen Nebenwirkungen.
Der Grund ist vielleicht ein Protein welches unter "FIP-Fve" geführt wird und u.a. T-Lymphozyten aktiviert [Quelle ]. Es kann auch etwas anderes wärmeempfindliches sein. Dazu zählt evtl. ein 2013 beim Enoki gefundenes neues Enzym [Quelle ]: Oder ebenfalls in 2013 neu gefundene cytotoxische Sterole [Quelle ].
Je nun - um an solche Stoffe heranzukommen ist noch die Frage ob ein Pulver überhaupt geeignet ist. Ich würde in jedem Fall ein Kaltwasser-Extrakt vorziehen. Was immer der Stoff ist - er muss ja aus den Zellwänden herausgelöst werden. Die meisten Substanzen werden hervorragend durch Alkohol, Buthanol oder Chloroform oder meist durch Ethyl-Acetat (EAF) gelöst. Ich habe beispielsweise dafür extra Spalten angelegt in meinem Excel-Sheet um nichts durcheinander zu bringen bei den IC50-Werten.
Für Brustkrebs scheint also ein Kaltwasser-Enoki und für Prostata- und Darmkrebs ein Kaltwasser-Pleurotus-Extrakt sehr gut zu sein. Nur kaufen kann man ein 20°C-Extrakt nicht. Und nebenbei - den Pilz kaufen und auf dem Herd brutzeln bringt vielleicht den ganzheitlichen Naturliebhaber in Wallung, stört aber einen Krebs kein bisschen. Ob der Magen aus einem Pulver das gleiche heraus bringt wie ein 2-stündiges 20° Wasserbad kann ich ebenfalls nicht sagen... wird aber ganz sicher weniger sein als ein Extrakt eines 2-stündigen Wasserbades der vielfachen Menge an ganzem Pilz.
Mal das Verfahren aus dem FV-Experiment:
Zitat
Fresh mushrooms were homogenized with sterile distilled water (1:5 w/v) in a blender and the samples were incubated in a water bath at a series of temperatures (20˚C, 40˚C and 80˚C) for 2 h. Aqueous mushroom extracts were obtained after centrifugation of homogenized mushroom samples at 1700 x g and sterilization of the extract through a 0.2-μm sterile filter. The extracts were stored at -70˚C. Dried samples of the mushroom extract were obtained by lyophilizing the aqueous mushroom extracts.
Ein Teil Wasser, 5 Teile Pilz, Zentrifugiert, sterilGefiltert und bei -70°C gefriergetrocknet.
Aktuell würde ich schon etwas für ein solcherweise hergestelltes FV-Extrakt geben. Gibt es leider jedoch nicht. Immerhin - einem britischen Hersteller bzw. Großhändler habe ich das m.E. so gesteckt. Ich hatte nämlich dort angefragt und es kam die interessierte Rückfrage weshalb ich das denn erfragen würde.
Das sind meine 5ct zu diesem Thema.
Grüße
streaming
Edit:
Zitat
Achso, das macht Sinn, aber wenn man doch dann Pulver & Extrakt
vereint oder nicht? Da hat man die tollen Polysaccharide und im Pulver
den ganzen tollen Organismus?
Das macht der Brite beim Enoki tatsächlich so.